Hospizabend

mit Michael Strodt

Werte brauchen Haltung – Hospiz ist Haltung

Unterwegs zu einer habituellen Unternehmensethik

Die Hospizbewegung steht für eine Haltung, die das Zusammenleben in unserer Gesellschaft verändern kann. In der aktuellen Wertedebatte macht sie deutlich, dass Werte nicht einfach vom Himmel fallen. Sie entstehen aus dem Handeln und der Erfahrung von Menschen, ja geradezu aus einem Leben vom Anderen her. In diesen Erfahrungen ergreifen nicht wir die Werte, sondern die Werte ergreifen uns. Durch solche Werte sind Menschen miteinander verbunden, die durch gegenseitige Anerkennung zur ihrer inneren Haltung werden, zu ihrem Habitus, ja geradezu zum Sinne des Lebens, an den sie sich schließlich ein Leben lang binden. Diesen Sinn kann man aber weder verordnen noch herbeipredigen. Wenn man versucht diesen Sinn herzustellen, kippt das ins Gegenteil um, in Aggression, in Gewalt und in Mord, wie das Jugendbuch "Nichts" der dänischen Schriftstellerin Janne Teller zeigt. Sinn und Bedeutung kann man nicht herstellen, sondern Sinn "stellt sich ein". In der Ökonomisierung des Gesundheitswesens vermittelt die hospizliche Haltung die Einsicht, dass auch der Markt von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht garantieren kann. Nur wenn die Haltung des Unternehmens, einer Klinik etwa, mit dem Leben der Menschen übereinstimmt, mit dem Leben der Menschen die es repräsentieren, ist sie glaubwürdig und wirksam.

Die von der ehemaligen Markoökonomin Janne Teller beschriebene nihilistische Gestimmtheit ist alles andere als eine literarische Fiktion. Solche Pathologien des Sozialen zeigen sich in neuen Formen der Gewalt, die Ausdruck psychischer und spiritueller Not sind. Sie zeigen sich aber auch in der rasanten Zunahme von Burnout und Depressionen. Sie sind Ausdruck einer grassierenden Sinn-, Hoffnungs- und Lieblosigkeit, bei der die innere und die äußere Haltung immer weiter auseinanderfällt. "Höre den Teammitgliedern zu, beobachte, wie sie miteinander sprechen, und du wirst wissen, wie gut und ehrlich sie in der Patientenbegleitung sind." Diese Aussage einer inzwischen lange berenteten Unterrichtsschwester spricht von der Kongruenz der inneren und äußeren Haltung. Nur wenn die Haltung in der beruflichen Pflegerolle mit der Rolle als Kollege übereinstimmt, ist diese Haltung glaubwürdig und wirksam. Eine Haltung kann nicht wie ein Kittel in verschiedenen Kontexten an- und abgelegt werden. Das gilt nicht zuletzt auch in der Hospizarbeit und Palliativversorgung. Damit ist eines der wichtigsten Anliegen der Hospizbewegung umschrieben. Der Hospizabend will uns diese Haltung näher bringen.


Termin : Dienstag, den 26. Juni 2012 um 19:30 Uhr
Ort :
im Konferenzraum des Hümmling Hospital in Sögel
Referent :
Michael Strodt (Theologe und Pädagoge)
Anmeldung :
bei Michael Strodt (Tel. 0173/2689234)
Literatur :
Janne Teller, Nichts. Was im Leben wichtig ist, München 2010.
Gerda Graf, Hospiz ist Haltung: Kurshandbuch Ehrenamt, Ludwigsburg 2011.
Jürgen Manemann, Habituelle Unternehmensethik. Von der Ethik zum Ethos, Baden-Baden 2012.

Copyright © www.soegeler-hospiz.de